April 2024
Pflanzen mit Zukunft – Kein Garten bleibt, was er war
Jeder Garten mit lebendigen Pflanzen ist im Jahreslauf ständig in Veränderung. Vom ersten, zaghaften Austrieb im Frühjahr bis zum Blattfall im späten Herbst gibt es viel zu tun und zu erleben. Zwar haben wir nicht alles in der Hand, aber unsere Hände sind vielfach gefragt: Beim Schnitt von Blumen, beim Rechen von Laub, beim Pflanzen mit dem Schäufelchen oder beim Ausheben von Pflanzlöchern für größere Sträucher oder Bäume, beim Mähen, wenn dies kein Roboter übernimmt, beim Gießen, wenn man es denn noch von Hand tut. Die Hände sind im Garten ständig aktiv und auch viele weitere Sinne. Das macht den Garten zu einem unmittelbaren Raum für Naturerfahrung und man lernt in ihm auch, mit dem Unvorhergesehenen umzugehen.
Alles, nur nicht langweilig
Wenngleich es in der Natur des Menschen liegt, möglichst viel sichern und kontrollieren zu wollen, gelingt dies im Garten nur bedingt. Da wirft ein Sturm eine Kletterpflanze vom Gerüst, da fressen Schnecken die Hosta, da sind die Rosen voller Läuse und die Hortensie kümmert … Das sind die Alltäglichkeiten, mit denen Hobbygärtner*innen umgehen. In den letzten Jahren kommen ein paar neue Erfahrungen dazu. Durch die intensiven Hitze- und Trockenperioden der jüngeren Vergangenheit leiden plötzlich Pflanzen, denen es im Garten lange Zeit gut gefallen hat: Selbst alte Bäume schwächeln oder zeigen ungewöhnliche Symptome. Im ersten Jahr will man es noch nicht wahrhaben, im zweiten macht man sich Sorgen, im dritten fragt man vielleicht Landschaftsgärtner*innen um Rat: „Ich weiß nicht, was die Buche hat. Sie stand schon vor uns im Garten und jetzt verliert sie zur Unzeit das Laub!“ oder „Die Hortensien wollen in diesem Jahr gar nicht richtig in Fahrt kommen, die Rosen brechen unter ihrer Blütenpracht zusammen“… Die Malaisen sind vielfältig und manches hat tatsächlich mit dem Klimawandel zu tun.
Nachhaltigkeit – (auch) ein Gartenthema
Längst gibt es ein ganzes Regal voller Bücher, wie man den Garten „klimafit“ macht, und Ratgeber, die „Superpflanzen“ oder „Hitzeprofis“ anbieten. Und im Handel finden sich schon die ersten Sortimente aus „sommerharten“ Pflanzen, die versprechen, den Garten wieder zu einem sorgloseren Terrain zu machen. Aus den verschiedensten Motiven ist auch „Nachhaltigkeit“ zu einem wichtigen Gartenthema geworden. Dass ein Garten dann ein guter Garten ist, wenn die richtigen Pflanzen an der richtigen Stelle stehen, bleibt als wichtigste Grundregel bestehen. Allein die Verhältnisse haben sich verändert. Was einmal die richtige Pflanze war, ist es heute möglicherweise nicht mehr. „Rasenflächen sind zum Beispiel längst nicht mehr so beliebt, wie sie es schon einmal waren“, so Dr. Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „Hier werden wir nach Alternativen gefragt, Kombinationen aus Stauden und Gräsern oder auch nach einer ‚einfachen bunten Wiese“. Aber die ist gar nicht so einfach zu bewerkstelligen, da eine frühere Rasenfläche viel zu nährstoffreich ist. Immer öfter fragt man uns auch nach Pflanzen, die mit den sich verändernden Bedingungen gut zurechtkommen.“
Klimawandel und Garten: Alles bleibt anders.
Vermutlich war der Garten in den letzten Jahrzehnten nie solchen Veränderungen unterworfen, wie sie der Klimawandel mit sich bringt. Pflanzen bleiben als Lebewesen standortabhängig und sie müssen immer mehr aushalten. Robust sollten sie sein, hitze- und trockenheitsresistent. Außerdem dürfen sie bei einem Starkregenanfall nicht umknicken. Gemischte Beete mit Struktur- und Stützpflanzen, mit wärmeliebenden Stauden und Gräsern, ausreichend Bodendeckern, die die Erde vor Austrocknung schützen helfen, kommen am besten durch den Sommer. Beispiele solcher Bepflanzungen findet man derzeit übrigens zuhauf bei der Bundesgartenschau in Mannheim. „Wenn man über Gewächse mit und für die Zukunft nachdenkt, dann stehen die Pflanzen des Mittelmeerraumes ganz oben auf der Liste: Lavendel, Minze, Euphorbia, Salbei und heimische Gräser wie Atlas-Schwingel oder Federgras“, erklärt Pia Präger vom BGL. „Ein anderer wichtiger Ursprungsraum für sonnenliebende Gartenpflanzen liegt in den Prärien Nordamerikas.“ Solche prärieähnlichen Beete sehen über viele Monate im Jahr sehr attraktiv aus, ohne dass sie viel Arbeit machen, und sie bieten Insekten, Schmetterlingen und Vögeln einen willkommenen Lebensraum. Übrigens: Die Fachleute raten bei solchen Beeten von automatischen Bewässerungen ab. Sie müssen nur in der Anfangszeit regelmäßig gegossen werden, damit sie gut anwachsen und tief wurzeln, anschließend versorgen sie sich weitgehend selbst. „Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner verbringen heute viel mehr Zeit mit der Beratung ihrer Kundinnen und Kunden. Denn die Wünsche sind äußerst vielfältig“, so Dr. Michael Henze vom BGL. „Der Garten soll nicht nur schön sein und wenig Mühe machen, sondern auch einen Beitrag zur Ökologie leisten und mit der Ressource Wasser schonend umgehen.“
Quelle: galabau-nrw.de