Dezember 2022
Der Garten im Winter: Jetzt kommt es (auch) auf gute Strukturen an!
Im Winter erleben wir den Garten vor allem beim Blick aus dem warmen Wohnzimmer. Nach draußen zieht es uns eher selten – zum Beispiel, um die Futter- und Trinkplätze der Vögel und Eichhörnchen aufzufüllen oder die Kübelpflanzen zu wässern. Einige Gartenbesitzerinnen und -besitzer rösten mit ihren Kindern vielleicht hin und wieder etwas Stockbrot an der Feuerschale; andere schmeißen für ein originelles Festmahl den Grill an. Doch die meiste Zeit genießen wir das Grundstück hinter dem Haus jetzt eher aus der Distanz.
Winter bei der Planung mitdenken
Von Frühling bis Herbst geben im Garten in erster Linie die Pflanzen den Ton an. Farbintensive Blüten, saftig-grüne Blätter, duftende Kräuter und schmackhafte Früchte prägen das Bild. Mit ihnen setzen Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner eindrucksvolle Blickpunkte, schaffen Tiefe und Weite, gestalten gesellige Räume und Rückzugsorte. Im Winter verschwindet vieles davon jedoch für gewisse Zeit. Die Laubbäume recken ihr kahles Geäst gen Himmel, Stauden stehen trocken in den Beeten und Rosen sind zurückgeschnitten. „Leider empfinden viele Gartenbesitzerinnen und -besitzer die Winterzeit dadurch eher als trostlos und trist. Das ändert sich nur, wenn Schnee die Erde bepudert oder Frost in der Sonne glitzert. Doch ohne diesen winterlichen Zauber können viele ihrem Grundstück nur wenig abgewinnen“, weiß Pia Präger vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau. „Das ist wirklich schade, denn bei einem durchdacht angelegten Grundstück kommen im Winter ganz neue Strukturen zum Vorschein, die dem Garten ein neues Gesicht verleihen.“
Nicht nur gestalterisch wertvoll
Vor allem bauliche Elemente prägen während der kalten Jahreszeit das Bild. Wege beispielsweise haben nun einen hohen gestalterischen Wert. Angefangen beim Material bis hin zur Wegeführung können mit ihnen ganz unterschiedliche Wirkungen erzielt werden. Geschwungene Wege leiten lebhaft über das Grundstück, verschwinden dabei mal hinter einem Objekt und tauchen andernorts wieder auf. Gerade verlaufende Wege dagegen verleihen dem Garten eine klare Gliederung, sie bilden Räume und schaffen Sichtachsen. Aber auch Treppen und Terrassen treten im winterlichen Garten eindrucksvoll in den Vordergrund. Zugleich zeigen sich Bereiche, die dem Blick bis dahin verborgen geblieben sind. „Mit geschickt platzierten Hecken, größeren Gehölzen und Gräsern gestalten Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner Rückzugsorte mit Privatsphäre. Dort lässt es sich im Sommer herrlich entspannen oder im Gardenoffice arbeiten“, erklärt Pia Präger vom BGL und hat noch einen wichtigen Tipp: „Stauden im Herbst stehen lassen und erst im Frühjahr zurückschneiden! Wie oft habe ich mir im Winter schon Trockensträuße im Garten geschnitten. Zudem sind die Samenstände ganz wichtiges Vogelfutter, Insekten überwintern in den Stängeln und legen dort auch ihre Eier ab. Stauden geben dem Garten zugereift oder zugeschneit ebenfalls auf ihre eigene Art Struktur. Drückt der erste Schnee die abgestorbenen Pflanzenteile auf den Boden, ist dies eine wichtige Dämmpackung für den Boden und bietet zudem Unterschlupf für viele Kleintiere.“
Die Hoch-Zeit der Immergrünen
Immergrüne sind die standhaften Zinnsoldaten des Gartens – sie verleihen ihm sattes Grün, ungeachtet der Jahreszeit. Von Frühling bis Herbst bilden sie jedoch meist eher den ruhigen Hintergrund für farbenfrohe Beete oder schützen vor neugierigen Blicken. Doch im Winter haben sie ihren großen Auftritt. Als Hecke geben sie dem Garten Struktur, solitär gepflanzt und akkurat in Form geschnitten werden sie zum kunstvollen Blickpunkt. „Gestalterisch ist mit Immergrünen fast alles möglich und auch farblich haben sie weitaus mehr zu bieten als viele meinen“, hebt Pia Präger hervor. „Denn auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, ist das Sortiment nicht monoton, sondern erstaunlich vielfältig. Es findet sich die ganze Bandbreite an Grüntönen, darunter auch blaugraue oder interessant panaschierte Nadelkleider.“
Wildfruchthecken für Vielfalt im (Winter-)Garten
Vor allem Hecken bilden darüber hinaus insbesondere für Vögel wichtige Lebensräume und Nahrungsquellen. Viele heimische Gehölze tragen jetzt im Winter wesentlich zur Ernährung der hier überwinternden Vögel bei, weshalb seit einigen Jahren verstärkt sogenannte Wildfruchthecken gefragt sind. Je nach Größe des Gartens bzw. Länge der Hecken kommen hier Kornelkirsche (Cornus mas), Felsenbirne (Amelanchier), Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), verschiedene Schneeball-Arten (Viburnum), Sanddorn (Hippophae), Berberitzen (Berberis) und andere Straucharten zum Einsatz.
„Auch im Winter ist Artenvielfalt im Garten wichtig. Dabei ist das Ziel ein gutes Miteinander von heimischen und nicht-heimischen Gewächsen. Gleichzeitig ist zu beachten, dass viele heimische Gehölze Insekten und Vögel ernähren und ihnen Schutz bieten können“, erklärt Präger. „Zudem sind sie robuster, da sie an die hiesigen Witterungsbedingungen angepasst sind.“
Hausbesitzer, die Abwechslung lieben, beraten sich hinsichtlich der Pflanzenauswahl am besten mit den Expertinnen und Experten für Garten- und Landschaftsbau. Die Profis kennen sich bezüglich Blattfarbe, Wuchseigenschaft, Größe und Standortanspruch bestens aus und wissen, wie sich die Gehölze im winterlichen Garten eindrucksvoll in Szene setzen lassen.
Quelle: galabau-nrw.de