Juli 2020
Grün ist das neue Pflegeleicht: Den Vorgarten mit Pflanzen gestalten
„Sie sind überall!“ Diesen Satz hört man gelegentlich in unheimlichen Filmen – ängstlich gehaucht oder panisch gerufen. Eine dramatische Aussage, die die Bedrohlichkeit der Lage verdeutlichen soll. Zugegeben: In Bezug auf Schottergärten mag diese Feststellung übertrieben wirken, aber: Ja, die grauen Vorgärten sind tatsächlich überall – in den Städten, den Vororten und sogar auf dem Land. Zudem scheint die Versteinerung weiter um sich zu greifen mit negativen Folgen für Natur, Tierwelt und Klima. Die Schotterwüsten bieten Insekten und Vögeln weder Rückzugsorte noch Nahrung. Sie spenden keinen Schatten und heizen sich an Sonnentagen enorm auf. So erhöhen sie die Temperatur in ihrem direkten Umfeld und machen die heißen Wochen des Sommers noch heißer: Aber es gibt Grund zur Hoffnung! So ergab eine repräsentative Marktforschung der GfK, dass die meisten Grundstücksbesitzer grüne Vorgärten schön finden – ganz unabhängig davon, ob vor ihrem Haus Pflanzen wachsen oder Steine liegen. Auf die Frage an die Schotterer, wieso sie sich dann doch für die graue Variante entschieden haben, kommt regelmäßig das Stichwort „pflegeleicht“. Fälschlicherweise, denn es trifft schlichtweg nicht zu. Dass Bäume, Sträucher und Stauden im Laufe des Jahres Samen und Blätter verlieren, weiß jeder. Dass diese mit dem Wind verweht werden können, auch. Und dass sie dann – zusammen mit Staub – unter anderem in Schottergärten landen, ist eine logische Konsequenz. Dort verrotten sie und bilden eine Humusschicht, auf der sich Unkräuter, Flechten und Moose ansiedeln. Spätestens dann beginnen das mühsame Rupfen und Zupfen von Hand.
Stauden: Vielfalt für den Vorgarten
„Tatsächlich passt das Wort „pflegeleicht“ besser zu grünen Vorgärten“, betont Achim Kluge vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e.V.. „Natürlich gibt es keinen Garten ohne ein Mindestmaß an Arbeit, aber beachtet man die Standortbedingungen und wählt passende und anspruchslose Pflanzen, ist der Aufwand gering. Ideal sind zum Beispiel Stauden: Sie kommen Jahr für Jahr wieder und breiten sich bei guten Bedingungen eindrucksvoll aus. Bodendeckende Exemplare lassen zudem unerwünschten Wildkräutern keinen Platz, da sie dicht und flach wachsen.“ Sage und schreibe über 8.000 verschiedene Arten und Sorten umfasst die Gruppe der Gartenstauden. Für jede Anforderung und jeden Geschmack bietet sie passende Pflanzen: In lichtarmen Gartenbereichen machen sich zum Beispiel Prachtspieren (Astilbe), Storchschnabel (Geranium), Herbstanemonen und Funkien (Hosta) gut. Sonnig gedeihen Blaukissen (Aubrieta), Sonnenhut (Rudbeckia fulgida), Wollziest (Stachys byzantina), Polsterdost (Origanum vulgare) und Steppen- Salbei (Salvia nemorosa). Gerade letzterer wird bei Gartenbesitzern immer beliebter, denn er betört mit herrlich würzigem Duft und intensiver Farbe. Pflanzt man ihn dicht und großzügig, sind die kerzengeraden, lilafarbenen Blütenstände ein wahrer Blickfang, den auch Bienen und Schmetterlinge zu schätzen wissen.
Gräser und Immergrüne geben Struktur
Ziergräser sind die perfekten Vorgartenpartner für Stauden. Auch diese Pflanzengruppe ist erstaunlich umfangreich: Weltweit gibt es Tausende Arten, darunter sowohl Schatten- als auch Sonnenanbeter, Kleinbleibende sowie wahre Giganten. Kompakt wachsen zum Beispiel das Tautropfengras (Sporobolus heterolepis) oder das Blaue Pfeifengras (Molinia caerulea). Erheblich größer werden dagegen das Pampasgras (Cortaderia selloana), das Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides) oder das Chinaschilf (Miscanthus sinensis). Mit ihnen lassen sich spannende Höhenunterschiede kreieren und zugleich für Sichtschutz an der Haustür sorgen. „Anders als Stauden geben Gräser dem Grundstück bis in den Winter Struktur“, erklärt Achim Kluge. „Generell empfiehlt es sich, zusätzlich auch Immergrüne in die Bepflanzung zu integrieren, damit der Vorgarten durchs Jahr attraktiv bleibt.“ Schön sind zum Beispiel Rhododendron, der Immergrüne Duftschneeball (Viburnum x burkwoodii), Lavendel (Lavandula) oder Rosmarin (Rosmarinus officinalis). Ganzjährig blickdicht bleiben auch Wacholder (Juniperus), Scheinzypresse (Chamaecyparis) oder Eibe (Taxus). Letztere kommt besonders bei Vögeln gut an: In den Ästen finden sie Schutz, die Beeren und Samen sind willkommene Nahrung. „Kombiniert man verschiedene Pflanzen miteinander, hat man von Januar bis in den Dezember Freude am eigenen grünen Vorgarten und das ohne viel Aufwand“, fasst Kluge zusammen.
Quelle: galabau-nrw.de